Quelle: Oschad.de
Wenn ein System kompromittiert wurde, ist das System nicht mehr
vertrauenswürdig. Das heißt, das alle Daten manipuliert sein könnten,
das alle Programme manipuliert sein könnten und das alle Informationen,
die auf dem System gespeichert waren oder verarbeitet worden sind, an
Dritte weitergegeben worden sein könnten.
Wenn man diese Annahmen trifft, müssen zwingend folgende Maßnahmen durchgeführt werden:
Das betroffene System ist sofort herunterzufahren, man kann
sogar über ein hartes Ausschalten nachdenken. Es gibt hier sich
widersprechende Ansichten, ich bin der Meinung, dass weitere
Datenmanipulationen verhindert werden müssen. Hat man ausreichend
Backups im Schrank, reicht aber auch eine Trennung vom Netzwerk.Alle sensiblen Informationen wie Passwörter für Betriebssystem,
Online-Banking, Datenbanken etc., personenbezogene Daten,
Geschäftsgeheimnisse, also alles, was irgendwie vor den Augen Dritter
geschützt sein soll, muss als öffentlich bekannt angesehen werden.
Dementsprechende Maßnahmen müssen eingeleitet werden.Ein Backup des Systems mit all seinen Daten ist zur späteren
Analyse zu empfehlen. Falls man über kein Backup seiner Daten verfügt,
sollte man dies zur späteren Wiederherstellung seines Systems unbedingt
anfertigen. Dies muss aber von einem sauberen System aus geschehen.
Dazu kann z.B. ein von einer CD bootbares Betriebssystem benutzt werden
wie Knoppix.
Soll der Einbruch in das System zur Anzeige gebracht werden, sind
gesonderte Schritte einzuleiten. Soll nur ein sauberes System
wiederhergestellt werden, so kann mit dem nächsten Schritt
weitergemacht werden. Hinweis: Die Analyse eines Virenscanners
ist völlig unzureichend, um Aussagen über das System zu machen, kann
aber als Hilfsmittel eingesetzt werden, sofern er von einem sauberen
System aus betrieben wird.Wenn ein sauberes Backup des Systems existiert oder Prüfsummen
über das saubere System, können durch Vergleich Manipulationen
aufgedeckt werden und der nächste Schritt kann übersprungen werden. Ist
dies nicht möglich, so muss das System neu aufgesetzt werden.Neuaufsetzen des Systems: Zuerst muss das System vom
LAN/Internet getrennt werden. Dann empfiehlt es sich die Festplatte,
die das Betriebssystem enthielt, vorher zu formatieren, deren
Bootsektor zu überschreiben und anschließend das Betriebssystem neu zu
installieren. Wichtig ist, dass nur von garantiert sauberen
Installationsmedien die Installation des Betriebssystems vorgenommen
werden darf. Es darf nichts mehr verwendet werden, was zuvor auf der
Festplatte lagerte (Programme, Treiber, Dateien mit ausführbarem Inhalt). Mit einem Linux wie Knoppix lässt sich beispielsweise prima eine Festplatte komplett leeren, auf der Kommandozeile einfach maldd if=/dev/zero of=/dev/hda
eintippen, sofern es sich um eine IDE-Festplatte handelt. Man sollte
aber wissen, was man tut. Hat man mehrere Festplatten eingebaut und
erwischt die falsche, wäre das nicht so günstig.Die Passwörter, die zur Anmeldung an das Betriebssystem
verwendet wurden, müssen neu ausgewählt werden, da die alten Passwörter
als bekannt angesehen werden müssen.Nun sollten alle für das Betriebssystem sicherheitsrelevanten
Patches bzw. Updates eingespielt werden. Da das neue System noch
Sicherheitslücken hat, müssen die Patches von einem weiteren sauberen
System (z.B. wieder mit Knoppix) heruntergeladen werden. Hilfreich ist hier http://winpatches.freewww.info/ und der Microsoft Baseline Security Analyzer, den man auch offline betreiben kann. Anschließend muss das System sicher konfiguriert werden. Für Windows 2000/XP siehe Dienste sicher konfigurieren, grundsätzlich sollten alle überflüssigen Dienste beendet werden, um offene Ports zu schließen. Umfangreiches Wissen über das Thema Sicherheit gibt es im Linkblock der Newsgroups de.comp.security.misc und de.comp.security.firewall. Anzumerken sei, dass man bei Google prima in alten Newsgroup-Postings suchen kann in der Rubrik Groups, bitte erst dort suchen, bevor man fragt und die FAQs bzw. den Linkblock lesen.Wenn das Betriebssystem neu installiert wurde, können die
benötigten Anwendungen installiert werden. Auch hierbei ist peinlich
genau darauf zu achten, dass nur von garantiert sauberen
Installationsmedien, die Installation vorgenommen werden darf.
Desweiteren gilt auch für Anwendungen, dass Sicherheitslücken mit
Patches geschlossen werden müssen. Teilweise bietet die ein oder andere
Anwendung automatische Updates an, teilweise muss man auf den Webseiten
des Programmierers/Herstellers Ausschau halten. Es ist zu empfehlen bei
Google mal die Begriffe "vulnerable", "exploit", "malware" und
"spyware" nacheinander zusammen mit dem Software-Namen einzutippen, um
einen groben sicherheitstechnischen Überblick über die Software zu
erhalten, bevor man diese Software installiert.Um das System zu komplettieren, müssen nun die Daten
(Datenbanken, Bilder, Schriftstücke etc.) aus einem sauberen Backup
eingespielt werden. Gibt es kein Backup, das garantiert nicht
veränderte Daten enthält, oder Prüfsummen über einen garantiert
sauberen Datenbestand, so kann nur mit Einschränkungen mit dem alten
Datenbestand weitergearbeitet werden. Lässt sich der Zeitpunkt der
Kompromittierung nicht feststellen, so müssen alle Daten als
manipuliert angesehen werden.Geht man von Manipulationen aus, müssen alle Dateien, die auch
ausführbare Inhalte haben können, als schädlich angesehen werden. Eine
Aufzählung von Dateitypen mit ausführbarem Inhalt für Windows gibt es hier.
Dateien, die wirklich ausschließlich Daten und keinen ausführbaren Code
enthalten, müssen, sofern der Inhalt wichtig ist, verifiziert werden,
entweder durch Durchsicht oder automatisiert durch geeignete
Algorithmen.Lassen sich Daten nicht verifizieren und sind trotzdem wichtig,
so hat man Pech. Da angenommen werden muss, dass diese Daten
manipuliert sind, sind diese ein Fall für die Mülltonne.Dateien, die ausführbaren Inhalt haben können, müssen genauer
analysiert werden. Dies erfordert unter Umständen einen sehr hohen
Aufwand. Wird die Analyse nicht durchgeführt, so kann auch ein Programm
zur Ansicht der Daten herangezogen werden, das garantiert keine Inhalte
ausführen kann, um die Daten gesondert von den ausführbaren Inhalten
speichern zu können. Ist beides nicht möglich, so sind diese Dateien
ebenfalls ein Fall für die Mülltonne.
No comments:
Post a Comment