Mobile Datenverbindungen sind nicht nur teurer und langsamer als entsprechende Angebote im Festnetz, die Provider drosseln zudem recht schnell die Geschwindigkeit auf ISDN-Niveau. In vielen Situationen könnenSmartphones aber auch mit kleinen Datenmengen auskommen oder gar ganz ohne Netzverbindung arbeiten. Um Roaming-Kosten zu sparen oder das eigene Datenvolumen möglichst effektiv zu nutzen, gibt es zwei Wege: Die Programme auf Datensparsamkeit trimmen und Apps nutzen, die ihre Aufgaben auch ohne Netzverbindung erledigen.
Die besten Tipps für Datensparer im Überblick:
1. Datenaufkommen per App genau messen
Auf Android-Smartphones gibt es bereits einen Datenzähler, der Nutzern einen Überblick über das übertragene Volumen geben soll, etwa auf Geräten mit Android 4.0.
Für Android 2.3 stehen diverse Mess-Apps im Play Store bereit. Diese Apps erhalten die Informationen vom Android-Kernel - darauf müssen sich die Programmierer verlassen. Die verschiedenen Apps unterscheiden sich daher nur in der Aufmachung und der Aufbereitung der Daten, einige Entwickler lassen den Anwender zudem Warnmeldungen für ein beliebiges Volumen einstellen.
Maßgeblich für die Abrechnung bleiben jedoch immer die Logfiles des Netzbetreibers. Zwar stellen einige Provider den Endkunden tagesaktuelle Nutzungsdaten zur Verfügung, doch die Rohdaten können die Nutzer nicht einsehen. Ob die Apps nun anders zählen als der Provider, haben wir mit einer speziellen Test-SIM überprüft, bei der uns Vodafone Zugriff auf die Logfiles mit den Rohdaten gegeben hat.
Mit vier verschiedenen Datenzählern - Netcounter, Call Meter 3G, Traffic Counter und Mobile Counter - absolvierten wir ein festgelegtes Testmuster, das neben dem Aufruf verschiedener Webseiten und dem Download einer Datei auch den Abruf eines YouTube-Videos und einSkype-Gespräch enthielt. In den Call Records sind diese Aktionen nicht einzeln erkennbar, Vodafone summiert die Datennutzung aber über kleine Zeiträume auf. Die vier Apps kamen auf etwa gleiche Werte: rund 13 Megabyte für einen Testdurchlauf.
Vodafone berechnet laut den Call Records rund 13,3 MByte für einen Durchlauf - die aus dem Market installierten Apps zählen also rund 96 Prozent des abgerechneten Traffics. Hinzu kommt bei Vodafone und anderen Netzbetreibern für die Rechnungsstellung noch die Aufrundung auf einen vollen 100-kByte-Block am Ende jeder Verbindung oder spätestens nach 24 Stunden. Eine Traffic-Warnung sollte also bereits deutlich unter dem gebuchten Volumen kommen.
2. Übertragung im Hintergrund drosseln
Im Hintergrund laufen bei allen Smartphone-Betriebssystemen verschiedene Programme, die mit dem Netz in Verbindung stehen. Dazu gehören etwa Mailer, Ortungsdienste, Wetter-Apps oder der Abgleich des Kalenders. Das ist komfortabel, weil alle Änderungen sofort zur Verfügung stehen, senkt aber das Datenkontingent. Auch wenn es keine Neuigkeiten gibt, benötigt eine solche Abfrage ein paar Kilobyte.
Das Abschalten der Hintergrund-Synchronisation minimiert nicht nur den Traffic, sondern schont auch den Akku.
- Unter Android 2.3 stellt man die automatische Synchronisation von Apps bei der Kontenkonfiguration ab, und auch den Haken bei der Synchronisation von Hintergrunddaten entfernt man dort.
- Bei Android 4.0 findet man diese Konfigurationsoption in den Einstellungen unter dem Punkt Datenverbrauch. Google spricht hier lediglich von einer Beschränkung der Hintergrunddaten, diese lässt sich nur einschalten, wenn man ein Datenlimit vorgibt. Ab Android 4.0 sind diese Beschränkungen sehr fein einstellbar; hier kann man einzelnen Programmen verbieten, eine Hintergrund-Verbindung über dasMobilfunknetz aufzubauen.
3. E-Mails nicht automatisch im Hintergrund abrufen
Eine datenschonende Arbeitsweise erreicht man bereits mit den Optionen einzelner Programme. Setzt man etwa die Abrufhäufigkeit des Android-Mailers auf "nie", nimmt das Programm nur auf Knopfdruck Verbindung mit dem Mailserver auf. Die Mails stehen daraufhin zum Offline-Lesen bereit. Antworten oder neue E-Mails kann man ebenfalls offline schreiben - im Ausgangsordner findet man einen "Senden"-Knopf, der die vorbereiteten Nachrichten später losschickt.
Eine Einstellung für die maximale Anzahl der zu ladenden Nachrichten kennt der Standard-Mailer nicht, wohl aber der kostenlose Mail-Client k9. Dieser lässt auch das Laden von Mails aus Unterordnern zu, zudem kann man ihn anweisen, Mails nur bis zu einer bestimmten Größe zu laden. Anhänge lassen sich bei beiden Programmen nur abrufen, wenn eine Verbindung zum Netz besteht.
4. Browser optimieren, Fotos verkleinern, Flash löschen,
Beim Surfen hilft schon der Standard-Browser, Traffic zu sparen: Stellt man das Laden der Bilder ab, so geht deutlich weniger Volumen über die Leitung. Ein Nachladen der Bilder für einzelne Seiten bieten die meisten Browser jedoch nicht an. Viele Anbieter stellen ihre Inhalte in einer Mobilversion zur Verfügung, diese ist der Desktop-Version nicht nur wegen des geringeren Datenumfangs vorzuziehen.
Weiter kann man die Synchronisation der Lesezeichen abschalten, denFlash-Player deinstallieren und die Annahme von Cookies verweigern. Texte, JavaScript-Code und CSS-Anweisungen werden von vielen Web-Servern automatisch gzip-komprimiert übertragen, sofern der Browser die passende Fähigkeit zur Dekomprimierung meldet; hier gibt es kaum Sparpotential.
Wer mit Bildern surfen möchte, sollte die Miniversion von Operainstallieren: Diese nutzt einen speziellen Proxy, der die Bilder auf Kosten der Qualität herunterrechnet.
Die Telekom und Vodafone haben ebenfalls Proxy-Server in ihren Netzen, deren Verhalten vom Nutzer per Handy-Browser einstellbar ist. So rechnet etwa Vodafones Performance-Manager GIF- und JPEG-Bilder sowie Videos herunter und überträgt sie in einer schlechteren Qualität; auch eine Komprimierung von Texten, JavaScript und CSS-Anweisungen lässt sich einstellen. Der Speed-Manager der Telekom bietet ähnliche Funktionen, erlaubt aber nur eine weniger feine Einstellung.
Provider- und anwendungsunabhängig arbeitet die App Onavo, die den Traffic um bis zu 50 Prozent verringern soll. Alle Daten laufen über die Server des Unternehmens; ähnlich wie bei Opera muss man sich darauf verlassen, dass das Unternehmen keine persönlichen Daten abfängt. Die Qualität der Grafiken stellt man auf dem Smartphone per Schieberegler ein. Die App funktioniert unter der aktuellen Android-Version 4.0. Sie baut eine VPN-Verbindung zu den Servern des Unternehmens auf und komprimiert die Daten, die aus dem Web kommen - Uploads werden unkomprimiert übertragen.
5. Karten-Apps im Offline-Modus nutzen
Viele Dinge lassen sich auch ohne Netzverbindung erledigen. So bietet dieGoogle-Maps-App von eine Offline-Option, die man im Einstellungsmenü unter Google Labs aktiviert. Sie speichert auf Wunsch bis zu zehn verschiedene 256 Quadratkilometer große Bereiche um einen gewählten Punkt - nur Vektordaten, keine Satellitenansichten oder Verkehrsinformationen. Einzelne Bereiche kann man händisch löschen, 30 Tage nach dem Speichern der Daten geschieht dies automatisch. Zur Offline-Navigation eignen sich die gespeicherten Daten nicht, auch die Offline-Suche nach einer Straße funktionierte im Test nicht. Bei OpenStreetMap kann man mit Apps wie OsmAnd Kartenmaterial ganzer Bundesländer offline speichern und nutzen.
Viele Reiseführer setzen auf Kartenmaterial von OpenStreetMap, für ausreichend genaue Karten haben die vielen Freiwilligen des Projektes in den vergangenen Jahren gesorgt. Die Apps sind meistens kostenlos oder für wenige Euro erhältlich. Tripwulf etwa zeigt Guides für mehr als 120 Städte der Welt. Kostenlos erhält man jedoch nur Basisinformationen, die Premium-Versionen kosten 5 Euro. Diese enthalten nicht nur das Kartenmaterial, sondern auch Sehenswürdigkeiten oder Restaurantführer - eine Übersicht verfügbarer Reiseführer erhält man durch die Eingabe des Reiseziels und dem Stichwort "offline" im Play Store.
Für die Bewegung in fremden Städten ist ein Plan der dortigen öffentlichen Verkehrsmittel sinnvoll. Kostenlos gibt es häufig nur S- oder U-Bahn-Pläne, nicht aber Informationen zum Busnetz. Wer häufiger in den großen Städten dieser Welt unterwegs ist, sollte sich Metro 24(kostet 3 Euro) installieren. Die App führt GPS-gestützt zur nächsten Metrostation, plant Routen oder listet bei der Eingabe einer Sehenswürdigkeit den Namen der nächstgelegenen Station - für Letzteres ist jedoch eine Internet-Verbindung notwendig, ebenso zur Suche einer Station per Spracheingabe.
6. Wikipedia offline durchsuchen
Auch Informationen aus der Wikipedia gibt es ohne Netzanbindung. Für Android steht etwa WikiDroyd zur Verfügung. Der deutsche Datenbestand stammt vom September 2011 und ist etwa 2,3 GByte groß, er kann per PC oder W-Lan-Verbindung auf das Telefon geladen werden. Bilder gibt es wie in allen komprimierten Versionen der Wikipedia nicht, Tabellen und Links zu anderen Artikeln funktionieren jedoch. Zudem bietet die App eine schnelle Suchfunktion.
Aktueller ist der Datenbestand, den man mit Leo's Wikipedia Reader for Android erschließen kann. Er muss jedoch zunächst auf dem PC in das passende Reader-Format überführt werden, dazu sind etwa 10 GByte freier Speicherplatz vonnöten. Die resultierenden Dateien lädt man per USB auf das Telefon, sie sind etwa 3,5 GByte groß. Bei der Darstellung von Tabellen und Grafiken kann die App jedoch nicht überzeugen, zudem dauert der Start sehr lange.
Das kostenlose WikiHood zeigt alle Orte mit Wikipedia-Einträgen rund um eine bestimmte Position - die Offline-Nutzung lassen sich die Programmierer jedoch bezahlen: Entweder kauft man einzelne Offline-Pakete zum Preis zwischen 80 Cent und 1,60 Euro oder die Plus-Version der App, die den kostenlosen Download von fünf Offline-Paketen erlaubt.
7. Kostenloses W-Lan finden
Mobilfunk ist nicht der einzige Weg, ins Netz zu kommen. Viele Hotels bieten einen kostenlosen W-Lan-Zugang an, und in einigen Restaurantketten oder Cafés gibt es die Zugangsdaten zum hauseigenen W-Lan beim Kauf eines Getränks. Auch unterwegs kann man sich auf die Suche nach einem offenen W-Lan begeben, etwa mit dem WiFi-Finder aus dem Play Store. Sofern eine Netzverbindung vorhanden ist, zeigt er in der Nähe gelegene Hotspots auf einer Karte an. Lädt man vorab die Liste aller Hotspots vom Server des Anbieters, so gibt die App immerhin noch eine Liste aus, wenn auch ohne Angabe der Entfernung zum eigenen Standort.
Im Ausland bleibt als letzter Ausweg noch, sich vor Ort eine Prepaid-Karte zu besorgen. Im EU-Ausland ist dies recht einfach geworden, die Vorlage des Personalausweises reicht aus. Doch in vielen Fällen dürfte man mit den vorgestellten Offline-Anwendungen und gelegentlichem W-Lan-Zugang auch ohne Zusatzkosten über die Runden kommen.
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